Die Chronik des Männergesangsvereins Liedertafel Hohenfurch

  • Alle
  • Die Anfangsjahre
  • Erste Herausforderungen
  • Nachkriegs-Aufschwung
  • Eine neue Ära
  • Schritt in die Moderne
  • Jüngere Vergangenheit
1900
  • vor 1907 Die Anfänge

    Schon vor der offiziellen Gründung gab es Bestrebungen, einen Gesangverein in Hohenfurch zu etablieren. Unter der Leitung von Josef Lindauer fanden sich mehrere junge Männer des Ortes zusammen, um vierstimmig zu singen. Allerdings kam es noch nicht zur formalen Vereinsgründung.

  • 1906–1907 Die Gründung

    Mit der Ankunft des Hilfslehrers Schaidacher im Dezember 1906 erhielt die Idee neuen Schwung. Schaidacher, der in seinem früheren Wirkungsort den Gesang gepflegt hatte, brachte den Vorschlag ein, auch in Hohenfurch einen Verein zu gründen. Nach umfassenden Vorbereitungen, darunter das Aufsetzen von Statuten und der Kauf eines Klaviers durch den Gastwirt Max Schrimpf, wurde am 3. Februar 1907 im Gasthof „Hirschen“ die Gründungsversammlung einberufen. Einstimmig beschlossen die Anwesenden die Vereinsgründung.

    Die erste Vereinsleitung setzte sich wie folgt zusammen:

    Vorstand und Dirigent: Lehrer Schaidacher
    Schriftführer und Kassier: Benedikt Schilcher
    Tafelwart: Joachim Strobl

    Zu den Gründungsmitgliedern gehörten 14 Herren, darunter Lehrer Schaidacher, Josef Lindauer und Max Schrimpf. Bald darauf traten weitere Mitglieder bei, unter anderem Martin Ritter und Josef Welz. Am 16. Februar fand die erste Gesangsprobe statt, und der Verein erhielt seinen Namen „Liedertafel“. Die Vereinsstatuten wurden dem königlichen Bezirksamt vorgelegt, das die Satzung ohne Beanstandung akzeptierte.

  • 1907 Herausforderungen in den Anfangsjahren

    Die frühen Jahre des Vereinslebens waren geprägt von Begeisterung, aber auch von ersten internen Konflikten. Schon kurz nach der Gründung kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Lehrer Schaidacher, dem ersten Vorstand und Dirigenten, und Max Schrimpf, dem Besitzer des Gasthofs „Hirschen“, der dem Verein großzügig ein Klavier zur Verfügung gestellt hatte. Der Grund des Streits lag in unterschiedlichen Auffassungen über die Vereinsführung und der Dokumentation der Chronik. Max Schrimpf fühlte sich durch eine Bemerkung des Lehrers angegriffen und reagierte scharf, was zu einer Eskalation führte. In Folge dessen blieb Schaidacher den Gesangsproben fern, und der junge Verein stand für einige Zeit ohne aktive Leitung da.

    Trotz aller Versuche, die Wogen zu glätten, trat Schaidacher schließlich als Dirigent zurück. Am 30. Mai 1907 wurde eine außerordentliche Versammlung einberufen, bei der die Mitglieder einstimmig den erfahrenen Musiker und ehemaligen Dirigenten Josef Lindauer zum neuen Vorstand und Dirigenten wählten. Unter seiner Leitung stabilisierte sich der Verein und konnte wieder regelmäßige Proben abhalten.

  • 1907-1936 Die Ära Josef Lindauer

    Josef Lindauer leitete die „Liedertafel Hohenfurch“ über 29 Jahre und prägte den Verein maßgeblich. Neben der Pflege des klassischen Männergesangs führte er den Chor auch zu regionaler Bekanntheit. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Auftritte bei kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen durchgeführt, die den Verein in der Umgebung fest etablierten.

  • 1913 Herr Direktor

    Im Jahr 1913 entschied man sich, neben den üblichen Vereinsämtern wie Vorstand, Schriftführer, Kassierer und Tafelwart, noch zwei ganz besondere Posten zu schaffen: den des Vereinsdieners und – besonders visionär – eines Theaterdirektors. Die Wahl fiel auf den Komiker Josef Bleicher, der für seinen Witz und seine Bühnenpräsenz bekannt war. Auf die Frage des Vorstands, ob er bereit sei, dieses Amt zu übernehmen, sprang Josef begeistert auf und erklärte mit einem breiten Grinsen, er fühle sich sehr geschmeichelt ein Direktor zu werden. Mit gespieltem Ernst erklärte er dies sei eine erhabene Aufgabe und er nehme an – nicht ohne Stolz, aber natürlich auch im Bewusstsein seiner immensen Verantwortung.

  • 1936–1950 Kriegszeiten

    Nach Josef Lindauer übernahm im Jahr 1936  Karl Schweiger die Doppelrolle als Dirigent und Vorstand. Die 1930er und 1940er Jahre waren keine einfache Zeit für den Verein. Während des Zweiten Weltkriegs kam das Vereinsleben beinahe vollständig zum Erliegen, da viele Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Dennoch gelang es Schweiger, die Liedertafel in dieser schwierigen Phase zusammenzuhalten. In dieser Zeit war es schon Brauch, die jährliche Gedenkmesse am Dreikönigstag für verstorbene Mitglieder abzuhalten und auch die Generalversammlungen am selben Tag abzuhalten.

  • 1949 Währungsreform

    1949 brachte die Währungsreform nicht nur den Vereinsschatzmeister ins Schwitzen: Aus stolzen 778,00 Reichsmark wurden nüchterne 46,68 DM. Der Kassier kommentierte trocken, das Guthaben sei „stark gesunken“ – eine Untertreibung, die wohl selbst bei der besten Gesangseinlage nicht übertönt werden konnte.

    Doch ein anderes Detail sorgte für mindestens ebenso viel Gesprächsstoff: In der Chronik wurde erstmals festgehalten, dass zwei Frauen, Fischer Kathi und Rohrmoser Vevi, als passive Mitglieder der Liedertafel geführt wurden. Für einen Männerchor war das ein regelrechter Tabubruch! Katharina Fischer, die Wirtin des damaligen Vereinslokales, und Genovefa Rohrmoser, die Organistin, schrieben damit  Vereinsgeschichte und sollten für 65 Jahre die einzigen Damen im Verein bleiben.

  • 1950 Dirigent und Vorstand

    Nach dem Krieg führte Schweiger den Chor mit neuer Energie weiter und legte den Grundstein für die Nachkriegsjahre. Eine wichtige Veränderung trat 1950 ein, als die Rollen von Vorstand und Dirigent getrennt wurden. Karl Schweiger übernahm weiterhin die musikalische Leitung, während Bonifaz Linder als neuer Vorstand gewählt wurde. Diese Struktur sollte die Vereinsarbeit stärken und für klare Zuständigkeiten sorgen.

    In den 1950er und 1960er Jahren wuchs der Verein kontinuierlich. Die regelmäßigen Proben und Auftritte, insbesondere bei kirchlichen und weltlichen Anlässen, sorgten für eine feste Verankerung der „Liedertafel“ im kulturellen Leben von Hohenfurch. Im Jahr 1967 übernahm Pius Götz das Amt des Vorstands.

  • 1957 50-jähriges Jubiläum

    Das 50-jährige Bestehen im Jahr 1957 wurde mit einem großen Gartenfest im Café Fischer gefeiert. Zu den teilnehmenden Chören gehörten die Liedertafel Schongau, der Liederkranz Steingaden und die neu gegründete Singgemeinschaft Schwabsoien. Neben den musikalischen Darbietungen wurde das Jubiläum durch ein gemütliches Beisammensein und humorvolle Reden abgerundet.

  • 1967 60 Jahre Liedertafel

    Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des traditionsreichen Männergesangsvereins wurde in der Aula der Volksschule Hohenfurch ein Konzert mit Blaskapelle und Kirchenchor veranstaltet.